Lehre darf auch Spaß machen!
Dr. Hartwig Haase und sein Kollege Dr. Henning Strubelt arbeiten am Institut für Logistik und Materialflusstechnik, die Bildungsforscherin Katja Richter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Wirtschaftsdidaktik und Didaktik der ökonomischen Bildung. Eigentlich kreuzen sich ihre Wege auf dem Campus nicht. Eine erstmals gemeinsam von Lehrstühlen aus dem Maschinenbau und den Humanwissenschaften angebotene Lehrveranstaltung hat Logistik und Lehramt nun sinnvoll, um nicht zu sagen nachhaltig, zusammengeführt.
Dr. Hartwig Haase (links), Katja Richter und Dr. Henning Strubelt
Die Idee hinter dem interdisziplinären Modul „Nachhaltigkeit und Mobilität“ war, Lehramtsstudierende und Logistiker an einem gemeinsamen Thema, dem der Nachhaltigkeit, zusammenarbeiten zu lassen, unterschiedliche Denkweisen und Perspektiven zusammenzubringen, um so voneinander zu lernen. „Ingenieure und Geisteswissenschaftler ticken anders, wenn sie gemeinsam ein Problem betrachten“, so Dr. Haase. „Wir haben uns darum Partner aus der Wirtschaftsdidaktik gesucht, die auch die Idee einer studentischen Nachhaltigkeitskonferenz als Höhepunkt des Moduls eingebracht haben“, unterstreicht der Maschinenbauer. Auf der selbst organisierten Tagung haben die Studierenden dann ihr Wissen und ihre Perspektiven den Kommilitonen und Gästen präsentiert sowie alle Beiträge in einem Begleitband veröffentlicht. „Seit fünf bis sechs Jahren hat, so ist jedenfalls mein Eindruck, das Engagement der Studierenden deutlich zugenommen. Vor allem, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Das Interesse haben wir aufgegriffen, sind bei vielen Lehrveranstaltungen aus der Uni herausgegangen, haben in der Aerosol-Arena, vor der JVA und auf dem Hasselbachplatz Projektpräsentationen gehalten oder Prüfungen ohne Technik im Steinzeitdorf Randau abgenommen. Unser Fazit: Lehre darf auch Spaß machen!“
Selber machen und mehr lernen
Wie bei so vielen Kooperationen ist das Ergebnis dieser gemeinsamen Lehrveranstaltung mehr als die Summe von Fachwissen. Die Studierenden haben gelernt, Sachverhalte komplexer zu betrachten und im Zusammenhang zu sehen, haben erfahren, wie wichtig es ist, andere Positionen einnehmen zu lernen. „Wenn Studierende in der Vorlesung nur dasitzen, ist der Lerneffekt viel geringer, als wenn sie selbst etwas tun“, meint der Ingenieur Henning Strubelt. „Durch das eigene Handeln können sie Wirkungen direkt erfahren und es bleibt auch mehr im Kopf hängen. Zum Beispiel beim Thema Mobilität: Denkt der Ingenieur daran, auf welche Weise ein Antrieb effizienter gestaltet werden kann, fragt der Humanwissenschaftler vielleicht, welche alternativen Mobilitätsformen in Zukunft relevant werden. Diese unterschiedlichen Sichtweisen sind schon spannend.“
Aber ganz ohne Vorarbeit und Konzept geht es natürlich nicht, weiß Strubelt: „Die Lehrveranstaltung vorzubereiten, forderte viel Zeit und Arbeit. Bei der Lehrveranstaltung an sich haben wir dann die Verantwortlichkeit an die Studierenden übergeben.“ Es sei spannend gewesen, gemeinsam mit ihnen neue Ideen zu entwickeln und Konzepte auszuprobieren, ergänzt die Bildungsforscherin Katja Richter. Nachhaltigkeit sei aber aus ihrer Sicht ein Thema für alle Fakultäten, alle Disziplinen und sollte eigentlich in der Lehre prinzipiell verankert sein. „Wir müssen so früh wie möglich damit anfangen, für das Thema zu sensibilisieren. Die Augen zu verschließen, hilft niemandem“, unterstreicht die Nachwuchswissenschaftlerin. „Gerade Lehramtsstudierende als künftige Multiplikatoren haben eine Schlüsselfunktion inne. Sie sollen künftig Schülerinnen und Schüler dafür gewinnen, ihr Leben in Hinblick auf die Zukunft auszurichten, dazu sollten sie befähigt werden.“
Patentrezept für gute Lehre?
Gibt es dafür ein allgemeingültiges Konzept? Henning Strubelt verneint: „Mir fällt es schwer, gute Lehre zu definieren. Ich kann nur meinen eigenen Anspruch äußern: Ich möchte den Studierenden viele Perspektiven mitgeben und ihnen klarmachen, wo die Relevanz des Themas liegt und sie motivieren.“ Hartwig Haase ergänzt: „Lehre bedeutet für mich vor allem auch die Möglichkeit, eigene Erfahrung und Wissen weiterzutragen und damit auch wirksam zu werden.“ Aber der Maschinenbauer hat auch einen ganz persönlichen Grund für sein Engagement für die Fachkräfte von morgen: „Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt mich sehr, weil wir mit den bisherigen Verhaltensmustern nicht mehr weiterkommen. Aber vor allem meine beiden Enkelkinder erinnern mich stets daran, dass dieser Planet auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben muss!“
Ein Einsatz, der jetzt mit dem „Lehrpreis der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg“ belohnt wurde.